Familie Zumpe

HANS UND HANNCHEN ZUMPE - Erfüllte Leben

Hans-Georg Zumpe und Johanne Marie Cäcilie Ritter lernten sich in Flensburg in der Tanzschule kennen. Der romantische junge Mann, am 16.10.1915 in Großschönau (Oberlausitz) geboren, hoffte die große weite Welt kennen zu lernen, und mit der für Landratten üblichen Sehnsucht reizte ihn das Meer - er sollte den Atlantik, den Indischen Ozean, den Pazifik sehen. Die junge Dänin, Hannchen genannt, geboren am 25. Mai 1918 in Tondern, war im Alter von 16 Jahren von ihrer Mutter Ana Ritter geb. Skov in ein Mädchenpensionat in Flensburg gegeben worden.
Eltern
Johanne und Hans Zumpe 1940


Ausgerechnet in die Marinestadt Flensburg! Als ihre Tochter einen deutschen Marineoffizier heiraten wollte, war ihr Ensetzen groß. Sie hätte es sich wohl genauer überlegen müssen und ihre Tochter vielleicht an den Rhein oder nach Bayern schicken sollen.

Hans und Hannchen heirateten am 19. März 1940.

Drei Monate später verließ der junge Offizier seine schwangere Frau in den Krieg. 18 Monate lang hatte sie keine Nachricht von ihm, denn er befand sich als Torpedo- und Wachoffizier auf dem „Hilfskreuzer Komet“ im Kriegseinsatz. Was er nicht nach Hause schreiben konnte, schrieb und zeichnete er in zwei Logbüchern auf, was allerdings verboten war. Da kommt der Träumer und Idealist zum Vorschein.

Am 2. Februar 1941 wurde an Bord die Nachricht durchgegeben, dass Hans Zumpe Vater einer Tochter geworden ist, mit der Anmerkung „Mutter und Tochter sind wohlauf“, und dann wurde das Lied „Guten Abend, gute Nacht“ gespielt. Die Besatzung nannten die Kleine „Kometa“, einen Namen musste sie schließlich haben. Die Eltern gaben ihr den Namen Uta-Johanna.

Während des Krieges wurden noch die Tochter Dagmar und der Sohn Gunnar geboren. Das war dann in Glücksburg; denn die Hamburger Wohnung war ausgebombt.

Endlich Kriegsende. Drei Kinder, kein Beruf und eine Frau, die ihr Abitur gemacht hatte und sehr gut Klavier spielen konnte. Damit konnte man keine Familie ernähren. So standen sie da. Der Onkel von Hannchen, Carl Skov, der in Wyk eine Kohlenhandlung betrieb, gab 1945 seiner Nichte samt Familie Unterschlupf in einer ehemaligen Tischlerei in Nieblum. Aus dem Unterschlupf sollte das Passat Café erwachsen. Aber zunächst musste sich Hans als Kohlenausträger verdingen.

Hans und Hannchen erfasste in Nieblum neuer Lebensmut. 1947 wurde ihr viertes Kind Helmut geboren. Kurz darauf zog Hannchen mit einem Eiswagen über die Insel und verkaufte Eis. Der Steckling für das Passat Café war damit gepflanzt.

Aus kleinsten Anfängen begannen sie 1948 mit viel Einsatz und Hannchens Ideen das Passat-Café aufzubauen. Es wurde berühmt für sein Eis, die Eisbecher, die Kuchen und seine einmalige Atmosphäre. Viele Gäste hatten ihren „Stammbecher“ und die älteste Tochter Uta weiß heute noch, wer welchen Eisbecher bevorzugte, ob Amazonas, Grönland, Arktis und wie sie alle hießen. Martha D.: Kongo. Hanja C.: Kopenhagen usf.. So mancher Jugendliche hat sein Taschengeld für Eis ausgegeben und im Passat „verprasst“, wie heute manchmal erzählt wird.



1948
1948


1949
1949


Unvergessen ist den Gästen auch die gemütliche Atmosphäre, der Albatros, in dessen Schnabel ein Zettel hing "Ich bin ein Albatros", die vielen Erinnerungsstücke an die Fahrten von Hans Zumpe, die Seemannskarten, Sextanten und Oktanten, das Seewasseraquarium, die doppelte Kokosnuß von den Seychellen, die Schiffsmodelle, exotischen Masken oder die beiden Beos. Alles arrangiert von Hannchen.
Sie bestimmte die Atmosphäre.

„ESSEN UND TRINKEN“ schreibt im Juli 1975:
„...die weite Welt sitzt immer mit zu Tisch...“

Unvergessen auch die Abende, an denen Hans Zumpe Akkordeon spielte und Shanties mit den Gästen sang oder seine Küchenlieder auf der Gitarre begleitete.
Die Kinder halfen mit, wie sie konnten, verkauften das sogenannte Groscheneis, kellnerten und was es sonst noch alles zu tun gab; und es gab viel zu tun.

1954
Familie Zumpe im Passat-Garten 1954



Hier einige markante Jahresereignisse:

1948
Hannchen Zumpe zieht mit dem Eiswagen über die Insel.

1949
Eröffnung „Passat Café“

1954
Ehepaar Zumpe kauft das Rosenhaus und schafft ein gemütliches Domizil für die Familie.

1959
Wahl von Hans Zumpe in die Gemeindevertretung Nieblum

1974
Wahl von Hans Zumpe zum Bürgermeister von Nieblum

1978
Auszeichnung des Dorfes Nieblum mit einer Silbermedaile im bundesweiten Wettbewerb für Stadtgestaltung und Denkmalschutz

1988
Auszeichnung für Hans Zumpe mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande

1991
Das Café wird nach 42 Jahren geschlossen. Das Ehepaar Zumpe zieht sich in sein Refugium Rosenhaus zurück.

05.08.2001
verstirbt Hans-Georg Zumpe

05.08.2002
Enthüllung der Ehrentafel für Hans Zumpe am Rosenhaus

12.06.2004
verstirbt Johanne Marie Cäcilie Zumpe


Trotz der vielen Arbeit, die der Betrieb des Passat-Cafés mit sich brachte, widmete sich Hans Zumpe 30 Jahre lang mit voller Hingabe der Gemeindearbeit. In sehr vielen Zeitungsberichten wurde das Wirken von Hans Zumpe und seinen Gemeindevertretern beschrieben und hervorgehoben.

14. Oktober 1980 Dr. P. im Inselboten:
Große Verdienste am Erhalt des Nieblumer Ortsbildes - Bürgermeister Hans Zumpe feiert morgen den 65. Geburtstag
„....Er setzt vor allem seine ganze Tatkraft ein, um den Dorfkern Nieblum, dessen einmalige Schönheit sein musischer Sinn sogleich erkannte, zusammen mit der kleinen Schar der Ortsvertreter in seiner ursprünglichen Form zu erhalten, gegen den Ansturm des übermächtigen Fremdenverkehrs und des allgemeinen Baubooms.
Dadurch blieb ein einmaliges Kulturdenkmal erhalten. Es galt, die gesetzlichen Grundlagen hierfür zu schaffen, Verständnis bei den Behörden und der Bevölkerung zu wecken, und sich dem allgemeinen Gewinnstreben der Zeit entgegenzustellen ..."

11. August 2001 im Inselboten:
Zum Tod von Nieblums Altbürgermeister- Hans Zumpes Spuren bleiben erhalten
"... NIEBLUM(len) Hans Zumpe, der am vergangenen Sonntag im 86. Lebensjahr verstorben ist, engagierte sich für die Allgemeinheit. Fast 30 Jahre lang war er in der Gemeindevertretung aktiv, von 1974 bis 1986 als Bürgermeister, wobei seine ruhige und sachliche Art in Erinnerung bleibt. Wenn er auch nie aufbrauste, verstand er es dennoch, seine Anliegen konsequent zu vertreten ..."

17. Oktober 1986 FÖHR-AMRUMER NACHRICHTEN:
Hohe Anerkennungen für Bürgermeister Hans Zumpe -„Retter Nieblums“ beging seinen 70. Geburtstag
"... NIEBLUM (hon). „Hans Zumpe ist in den vergangenen vier Jahrzehnten ein Föhrer geworden. Durch harte Arbeit und dass er sich immer allen Dingen und Problemen gestellt hat, erwarb er sich ein hohes Maß an Vertrauen, das er vollauf verdient hat." Das erklärte Landrat Petersen anläßlich eines Empfanges zum 70. Geburtstag des langjährigen Nieblumer Bürgermeisters Hans Zumpe in seinem Passat-Café. Der Landrat, der extra aus diesem Anlass nach Föhr gekommen war, hob hervor, Hans Zumpe sei der erste Bürgermeister, der es geschafft habe, dass eine ländliche Gemeinde in das Städteförderungsprogramm aufgenommen worden sei.
Landrat Dr. Petersen, der in seiner Ansprache die großen Verdienste Hans Zumpes in seiner fast zwölfjährigen Tätigkeit würdigte hob ferner hervor, daß der nunmehr 70-jährige aufgrund seiner Persönlichkeit, Hartnäckigkeit, aber auch durch einen „Schuß Weisheit“, eine imponierende Aufbauleistung im persönlichen Bereich, wie auch für die Erhaltung des traditionellen Dorfbildes geleistet habe....“


1988
1986


18. Januar 1988 im Inselboten:
H. C. anläßlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

„.....NIEBLUM. Ein Mann mit unbestreitbar großen Verdiensten ist Hans Zumpe aus Nieblum, lange Jahre Bürgermeister. Das heutige Aussehen und die Bedeutung dieses bundesweit bekannten Friesendorfes ist im wesentlichen ihm zu verdanken.
...Er, der kein Friese war, kämpfte auch gegen Widerstände, mit der Unterstützung seiner Gemeindevertreter um den Erhalt des alten Dorfkerns und seine Sanierung. Durch seinen Einsatz sorgte er dafür, dass das typische Ortsbild von Nieblum erhalten blieb. Sein Wohnhaus ist auch als „Rosenhaus“ bekannt....
....Nieblum wird heute als eines der schönsten Dörfer im Lande - und darüber hinaus - bewertet. Dem in seiner Substanz erhaltenen und sanierten Dorf wurde zur Amtszeit von Bürgermeister Hans Zumpe die Silbermedaille im Wettbewerb für Stadtgestaltung und Denkmalschutz verliehen, ferner die Goldmedaille auf Landesebene. Hans Zumpe, zwölf Jahre Bürgermeister in Nieblum, war der Motor dieser Entwicklung. Er entwarf ein Wappen für Nieblum, das dem Dorf zur Zierde gereicht, sorgte für Wander- und Radwege, Straßenschilder, fand Verständnis für das Verbot des Burgenbauens am Strand von Goting aus Küstenschutzgründen. Es wurde das Dörpshus für Ausstellungen eingerichtet, eine Strandkorbhalle gebaut, ein Feuerwehrgerätehaus, das Gästehaus. Für seine Verdienste erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen...“

Das Andenken an ihn ist unvergessen.

Was das Passat-Café betrifft, so kennt die Jugend es nur manchmal noch den Namen nach, weil „Oma“ oder irgendeiner davon etwas erzählt hat.

So schnell ist alles Geschichte.


Familie
1984 Familie Zumpe im Rosenhausgarten



eltern
1988


1988-wasser
1988


ENTWICKLUNG des PASSAT-CAFÉs

1949
1949

1949
1949

anfang
1949


anfang
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1959


eltern
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1969
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1969
1969


2010-Rosenhaus
2010 Rosenhaus