Geschichte



GESCHICHTE des ROSENHAUSES

"Das Rosenhaus und seine Bewohner, eine Stätte, wo Föhrer Tradition pietätvoll gepflegt wird," so betitelt Dr. Kardel 1959 seinen Bericht über das Rosenhaus im Inselboten. Er schreibt (Zitat):

"... Die vielen Besucher, die das schöne Dorf Nieblum aufsuchen, bleiben oft vor einem Haus stehen, das bescheiden in einer der Nebenstraßen liegt, das aber durch seine harmonischen Formen und seinen Blumenschmuck auffällt. Es ist als das Rosenhaus bekannt geworden. Es hat, wie viele alte Häuser eine wechselvolle Geschichte, die mit den Familien Brekling, Bohn, Ingwersen und Zumpe eng zusammenhängt."


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1954

1953 hatte das Ehepaar Hannchen und Hans Zumpe das Haus von Anna Caroline Ingwersen gekauft. Im Januar 1954 zogen sie ein. Jahre später haben sie das Rosenhaus mit viel Liebe und Sorgfalt saniert und modernisiert.

"...Mit viel Verständnis und Geschick hat das Ehepaar Zumpe das alte Rosenhaus gestaltet und im Innern ausgebaut.
....Die Stuben strahlen eine eigentümliche Gemütlichkeit aus. Wertvolles Mobiliar, das manchen Antiquitätenhändler in Staunen setzen würde, füllt die Zimmer, ohne sie zu überladen.
.... An den Wänden sieht man handgemalte Kacheln, mit Schiffen und Tritonen.
.... Soll man alles nennen? Man könnte es kaum.
.... Sorgfältig werden in dem Haus die Familienerinnerungen gepflegt,...


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Rosenhaus Wohnstube



.... So ist im alten Rosenhaus neues, blühendes Leben eingezogen, und mit ihm eine Wohnkultur, die das Alte liebevoll hegt und pflegt und trotzdem den modernen Errungenschaften unserer Zeit Eingang verschafft hat. Möge dem Rosenhaus weiter eine glückliche Zukunft beschieden sein."

Am 5. August 2002 wird anlässlich des 1. Todestages des Altbürgermeisters Hans Zumpe eine Gedenktafel am Rosenhaus enthüllt, mit welcher seine Verdienste um den Erhalt des historischen Dorfkerns gewürdigt wird. Lilo Vollmann schreibt im "Inselmagazin":

"... Mit viel Liebe zum Detail gestalteten Hans und Hannchen Zumpe ihr Refugium ihrer langen Ehe, so dass man von einem kostbaren Schatz in Nieblums Mitte sprechen kann. Das Rosenhaus ist und bleibt die Erinnerungsstätte und Beweis dafür, dass ein Mensch erst dann gestorben ist, wenn niemand mehr an ihn denkt. Solange das Rosenhaus steht, solange Einheimische und Gäste die Gedenktafel lesen, solange lebt Hans Zumpe weiter in unserer Mitte."

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19. März 1999, Hannchen und Hans Zumpe im Rosenhaus.



Das Rosenhaus war der Stolz des Ehepaares Zumpe, sie wollten es in der Familie erhalten. Sie dachten weit voraus. Nach ihrem Lebensende sollte vorerst ihr jüngstes Kind Helmut das Rosenhaus lebenslang bewohnen dürfen. Dazu ließen sie für ihn im Grundbuch Nießbrauch eintragen. Danach sollten es ihre anderen Kinder oder deren leiblichen Abkömmlinge übernehmen.
Für die Ausführung ihrer letztwilligen Verfügungen ordneten sie Testamentvollstreckung an.

Mit der Testamentvollstreckung beginnt eine unheilvolle Geschichte des Hauses und der Familie. Die Testamentsvollstreckerin H. verkauft das Rosenhaus am 08.10.2010 an die ihr nahestehende Immobiliengesellschaft M. ohne Wissen, geschweige denn mit einer Einwilligung der Erben und ohne Einverständnis von Helmut. Dieser nimmt sich vier Wochen nach Abschluss des Kaufgeschäfts das Leben. Drei Monate später wird das Haus am 16.02.2011 ausgeräumt und entkernt. Den Erben wurde von der Testamentvollstreckerin H. verwehrt, die noch im Haus befindlichen Nachlassgegenstände in Besitz zu nehmen. Schränke, Regale, Bilder, Betten, div. Bücherkisten, Wäschekoffer, Kleinmöbel, Töpfe usw. landen im Container.

Das Rosenhaus ist als Denkmal in die Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragen. Die Entkernung des Hauses, die Zerstörung des Kellers, sowie der Abriss der Kamine erfolgten ohne denkmalrechtliche Genehmigung.

Als das Rosenhaus angeblich 1779, wahrscheinlich jedoch 1797 erbaut wurde, erhielt es einen Kamin auf der Ostseite links neben der Eingangstür. 135 Jahre später erhielt es einen zweiten Kamin für die Feuerstätte im Keller. Als das Ehepaar Zumpe das Haus sanierte und modernisierte, hatte der ursprüngliche Kamin keine Funktion mehr. Gleichwohl erhielten sie ihn, denn er war ein markantes Zeichen des Rosenhauses. Jetzt ragt an dieser Stelle ein Rohr aus dem Reetdach.

Die alte Ulme, auf allen Postkarten zu sehen, ist abgeholzt. Als das Ehepaar Zumpe den Garagenanbau errichtete, bauten sie um die Ulme herum.

Sprachlos, wehmütig staunend kann man die "Modernisierung" am Rosenhaus beobachten.

Es ist wie ein Hohn, ausgerechnet das Haus des ehemaligen Bürgermeisters Hans Zumpe, der so oft als "Retter Nieblums" gepriesen wird, erfährt diese pietätlose, unsensible Modernisierung.

Aber wer weiß, was noch alles geschieht? Die Erben geben die Hoffnung nicht auf, im Gedenken an ihren Vater und Großvater das Erbe zu bewahren. Und vielleicht werden die Wünsche, die Dr. Kardel im Inselboten aussprach, "... möge dem Rosenhaus weiter eine glückliche Zukunft beschieden sein" sich doch noch eines Tages erfüllen.


20130930-plakat Das Rosenhaus war von jeher eines der beliebtesten Fotomotive auf der Insel Föhr. Unzählige Postkarten und die künstlerische Wiedergabe durch die Malerin Sabine Gerke aus dem Jahre 2008 zeugen davon.